Fördert künstliche Intelligenz depressive Verstimmungen? – Über Sinn, Schöpfung und das, was uns wirklich stärkt
Ich lehne mich vielleicht ein wenig weit hinaus – aber ja, ich denke, das kann passieren.
Nicht, weil KI "böse" ist, sondern weil sie uns unbemerkt etwas nimmt, das wir für unsere seelische Gesundheit dringend brauchen: das Erleben von schöpferischen Werten.
Eine depressive Verstimmung schleicht sich oft leise an.
Wir spüren weniger Freude, fühlen uns müde, leer oder einfach "nicht mehr so richtig da".
Das Leben wirkt farbloser, als würde die Welt in Grautönen verschwimmen.
Doch Sinn und seelische Stabilität entstehen immer dann, wenn wir Werte leben.
Der Psychiater und Philosoph Prof. Dr. Viktor Emil Frankl unterschied drei Wege zum Sinn:
🌿 Erlebniswerte – etwas Schönes erleben, genießen, dankbar annehmen
🌿 Einstellungswerte – Haltung zeigen, selbst in schwierigen Zeiten
🌿 Schöpferische Werte – etwas schaffen, das bleibt
Gerade diese schöpferischen Werte – also die Freude, etwas Eigenes zu erschaffen – geraten in Gefahr, wenn KI zu einem ständigen Begleiter wird.
Denn KI nimmt uns oft den Prozess des Erschaffens ab.
Wir tippen ein paar Worte, und Sekunden später liegt das Ergebnis da: Ein Text, ein Bild, ein Konzept – scheinbar perfekt.
Aber: Wir haben es nicht selbst geschaffen.
Wer schon einmal mit Hingabe etwas mit den eigenen Händen gemacht hat – einen Text geschrieben, ein Brot gebacken, etwas gebaut oder gemalt – kennt das Gefühl danach:
Stolz. Freude. Sinn.
Dieses Erleben, etwas bewirkt zu haben, stärkt das Selbstvertrauen, wirkt antidepressiv und fördert die psychische Widerstandskraft.
Darum meine Einladung – gerade jetzt, wo die Tage kürzer werden:
Schaffen Sie etwas, das Ihnen gehört.
Etwas Echtes.
Vielleicht kleine Lebkuchenmännchen, Kastanienfiguren, ein Brief an einen Menschen, der Ihnen wichtig ist, oder ein Fotoalbum mit Momenten, die Sie glücklich machen.
Das Ergebnis muss nicht perfekt sein – es darf menschlich sein.
Denn Sinn entsteht nicht durch Perfektion, sondern durch Beteiligung am Leben.
Künstliche Intelligenz kann uns unterstützen.
Aber Sinn, Freude und Wert entstehen nur dort, wo wir selbst handeln.
Und vielleicht ist das die schönste Form der Selbstfürsorge: etwas Eigenes schaffen – und darin sich selbst wiederfinden.

