TRAUERN "PROFESSIONELLE" ANDERS?
Mein Kater ist am 12. Juni nach 16 innigen Jahren in meinem Schoß für immer eingeschlafen.
Ein Freund hat mich gefragt, ob ich als Lebens- und Sozialberaterin anders mit Trauer umgehe als Menschen, die mit diesem Thema seltener befasst sind.
Ich habe darüber nachgedacht und bin zu einem entschlossenen JEINgekommen.
Trauer beginnt, wenn man dem Schmerz Zeit und Raum gibt und sich ihm nicht widersetzt – so wie man eine Wunde behutsam betrachtet, die heilen soll.
Keine schwarzweiße Pfote mehr, die er in jedes Glas oder Tasse tunkte und dann fröhlich weitertrank, wenn es ihm geschmeckt hat.
LOSLASSEN.
ANNEHMEN,
dass etwas vorbei ist – und zu spüren, wie das Leben trotzdem noch lebenswert sein kann.
Unwiderbringlich der liebevoll-unbandige Blick, wenn er mich irgendwo entdeckt hat und dann mit Höchstgeschwindigkeit auf mich zugelaufen kam, denn als wertvolles Familienmitglied wollte er immer dabei sein.
Trauer braucht Zuwendung zu sich selbst, zu den eigenen Gefühlen. Erst wenn man sich selbst nahe ist, können Tränen fließen und Heilung beginnt.
Dieses innere Berührtsein ist der Beginn der Wiederverbindung mit sich und dem Leben.
Und ich denke, hier liegt möglicherweise der Unterschied, denn für mich stand die Selbstfürsorge im Vordergrund.
Ich kenne es von meinen Klienten in der Beratung und Begleitung, die sich, anstatt nach einem Verlust eine Auszeit zu nehmen, in Arbeit stürzen. Sie geben der Trauer keine Zeit zur Heilung und empfinden immer weniger Freude und Lust.
Hier schiebt sich gerne eine graue Wolke über das Gemüt, sie heißt depressive Verstimmung oder auch Lustlosigkeitssyndrom. Sie weist uns auf das versäumte Trauern hin und regt zum Nacholen an.
Und davor wollte ich mich selbst bewahren.
Darum habe ich mir eine Auszeit genommen und ausnahmslos alle Termine für zumindest 14 Tage abgesagt.
Vielen Dank an dieser Stelle an meine Klienten, Freunde und Bekannten für das entgegengebrachte Mitgefühl und Verständnis!
Trauer bedeutet nicht, loszulassen im Sinne von Vergessen, sondern die Verbindung zum Verlorenen innerlich wieder zu finden und sorgsam im Herzen zu bewahren.
Ich habe diese Zeit gebraucht, genützt und wieder zu mir gefunden.
Jetzt bin ich wieder gut da und freue mich darauf, mit Ihnen arbeiten zu dürfen!
Ganz herzlich, Alexandra Neuhofer